Ironman Wales (Cymru) 2015 Rennbericht

hi folks,

… endlich fertig …mein Rennbericht von Wales – 10min Zeit nehmen und mitfühlen 🙂

Ironman Banner

Es ist vollbracht, geschafft – eigentlich schade das´schon wieder rum ist… Um selbst später mal wieder rein zu fühlen, nachzuerleben und natürlich um Interessierte aus Familie und Freundeskreis mitfühlen zu lassen hier mein Rennbericht der Ironman-Teilnahme in Wales 2015, der 2.Langdistanz nach dem Debüt 2013 in Frankfurt.

Extrem – das ist das Wort welches ich in Zusammenhang mit dieser Triathlon Langdistanz (3,8km swim, 180,2km bike, 42,2km run) häufig nennen werde müssen….

Die wichtigsten Extreme direkt zu Anfang: Extrem Empfehlenswert !! Extrem wunderschöne Location für einen Triathlon !! Zentraler Ort dieses Rennens ist die malerische Fischerstadt Tenby an der Westküste von Wales die sicherlich ganzjährig eine Reise wert ist. Häuser in bunten pastellfarben thronen über einer Bucht, die in schroffen typisch britischen Steilküsten begrenzt ist. Wer gerne hinter der Kameralinse arbeitet wird hier kaum zur Ruhe kommen – „a postcard makers dream“ wie im Reiseführer beschrieben trifft´s wirklich gut.

Tenby Postcard_1

Tenby North Beach / Hafen

Anreise:

Wales ist natürlich nicht nebenan, weshalb wir Mittwochmorgen zuhause starten mussten um Abends die Fähre an der Künste Frankreichs zu erreichen. Da ich mein Rad nicht aus der Hand geben wollte war die Anreise mit Auto quasi gesetzt – im Nachhinein „zum Glück“ weil pünktlich Mittwochs die Fluglotsen angefangen haben zu streiken. Mit einer Nacht Zwischenstopp südwestlich von London Ankunft in Tenby Donnerstagnachmittag – früh genug um direkt noch die Startunterlagen abholen zu können. Ein bisschen stöbern auf der Triathlonmesse sowie ein Spaziergang durch Tenby Innenstadt – immerhin ein Teil der Laufstrecke – vermittelten die ersten Eindrücke dieser wunderschönen walisischen Kleinstadt.

Two days to Start:

Freitagvormittag gab es eine erste offizielle Test-Swim-Session inkl. Lifeguards am Strand, die ich mir nicht entgehen lassen wollte. Gefühl bekommen (oder verlieren) für sehr kaltes salziges welliges Wasser… Nach einem kurzen Sprint bis Rennen nicht mehr möglich war, mit zwei Badekappen und Neo gerüstet, folgte der Sprung in die Fluten im Wettkampf-Style …. Meine Kraulbewegungen dieses schnellen Starts musste ich aber leider aufgrund der augenblicklich einsetzenden Schnappatmung innerhalb von Sekunden wieder abbrechen – auch wenn mir nicht wirklich kalt war reagierte mein Körper etwas über auf die Temperatur des Atlantiks 🙂 Viel schwimmen durfte ich nicht; die Lifeguards haben einen aufgrund der ordentlichen Dünnung nur ca. 100m weit raus schwimmen lassen. Dennoch, so hatte sich die Schwimmeinheit gelohnt und eine andere Strategie für den Wettkampf konnte überlegt werden. Nachmittags haben wir die Zeit dafür genutzt, die Radstrecke abzufahren – NEIN, nicht mit dem Rad gemäß den Empfehlungen aus Berichten von Wales-Finishern!

Map - Radrunde Wales

Map – Radrunde Wales

Die 180 km waren auf 2 Loops verteilt, von denen der 2. zwei mal zu fahren war. Das Profil ist selbstredend – ebene Abschnitte gab es keine. Beim Abfahren der Strecke freute ich mich anfangs noch über die schöne Gegend, jedoch brauchten wir selbst mit dem Auto ewig weil die Straßen super schmal sind, man um keine Kurve rum schauen kann wegen der seitlichen ca. 1,5m hohen „steinigen Hecken“ und auch der Asphalt nicht so richtig gut ist. Das ständige auf und ab mit permanent wechselnder Steigung erzeugte auf Dauer dann doch mächtig Respekt und ich fragte mich wie man sowas mit dem Zeitfahrrad schnell fahren soll… So richtig schön sprachlos wurde ich, als ich dachte „jetzt sind wir gleich zurück in Tenby“ und sich dann nochmal zwei richtig böse und lange Anstiege in den Weg geworfen haben… Vorfreude lässt Grüßen. Am frühen Abend noch die Wettkampfbesprechung mit einem 60+ Wettkampf-Chefarzt, dem man im Vorfeld mitgeteilt hat, dass seine Hinweise in der Vergangenheit sooo lang weilig waren. Zur Erheiterung aller hat er dieses Jahr also mit einer Rapp-Version von äztlichen Gesundheitstipps aufgewartet – Großartig !!! 🙂

Radprofil Wales

Radprofil Wales – 2400 HM verteil auf 112 Meilen

One day to Start:

Die am Abend bereits zusammengestellten Wechselbeutel nochmal auf Vollständigkeit prüfen und dann los zur Wechselzone um Rad und Beutel einzuchecken zwischen 10 und 11 Uhr Vormittags. Wichtig bei diesem Tagesordnungspunkt ist wo man seine Wechselbeutel aufhängt um sie nachher im Rennen unter 2000 gleich aussehenden zu finden. Nachmittags noch Iron-Kids anschauen und –feuern. Seit fast einen Jahr war ich jetzt für diesen Ironman angemeldet, das ganze Jahr denkst „ist ja noch ewig hin…“ und dann bist endlich da. Nach diesen 2-3 Tagen vor Ort und nachdem alles vorbereitet war konnte ich es langsam nicht mehr abwarten. Die ganze Stadt ist voller bekloppter Triathleten, latente Anspannung beschleicht einen und man will endlich los… Racen !! …tun wofür man Monate konstant morgens sehr früh, mittags während andere essen gehen oder abends zum Feierabend trainiert hat. Wenden im Schwimmbad bis mir fast schwindelig wurde, Stundenlange Radausfahren, häufig allein und bei fiesem Wetter… Schlimm ist nicht der Wettkampf, sondern die Vorbereitung und das hochhalten der Motivation. Der Wettkampf ist die Belohnung 🙂

In diesen letzten Stunden am Vortag gab es sonst nix weiter zu tun. Außer natürlich nochmal ordentlich Pasta essen und früh ins Bett gehen… was natürlich nicht viel gebracht hat 😀

Radl abgeben... jetzt wird's ernst

Radl abgeben… jetzt wird’s ernst

Wechselzone

Wechselzone

RACE DAY:

Während bei Ebbe alle Boote im Hafen auf dem Trockenen liegen ist sie bei Flut genau der richtige Ort um einen langen und harten Tag mit einer Schwimmeinheit zu beginnen. Der Kurs beschreibt ein Dreieck welches 2 mal zu schwimmen ist, zwischendurch ein kurzer Landgang um „the rock“ bei dem man direkt das erste Mal von hunderten von Zuschauern angefeuert wird.

Schwimmen: links raus, rechts zurück ... ziemlich schön :-)

Schwimmen: links raus, rechts zurück … ziemlich schön 🙂

Selbst für robuste Schwimmer, zu denen ich mich selbst zählen würde, ist Wales eine echte Herausforderung. Salzwasser, 15 Grad Wassertemperatur, Wind und Wellen die mit jedem Meter weiter entfernt vom Strand heftiger wurden machten es nahezu unmöglich in einen Rhythmus zu kommen. Einzig konstant war mein Beinschlag unter Wasser zum Stabilisieren, der sonst eher weniger zum Einsatz kommt, sonst hätte mich die eine oder andere Welle einfach mal umgedreht unterwegs. An der Oberfläche versuchte ich mich also so wenig wie möglich von Wind und Wellen beeindrucken zu lassen und den Kurs zu finden – selbst riesige Wendebojen sind bei dem Seegang ziemlich schwer zu finden. Das hieß manchmal kurz unterbrechen und warten bis die nächste Welle einen hoch genug gehoben hat um die Bojen zu entdecken. Wenige Male, aber ich wollte es ja nicht anders, nahm ich auch nen Schluck Salzwasser der einem unvermeidlich in den Mund gespült wurde. Nach 1h und 3min konnte ich das kühle Nass auf Platz 49 Overall verlassen, ganz ordentlich und zufrieden stellend für diese extremen und zugleich spaßigen Bedingungen. Spaßig auch deshalb weil man gerne unterwegs auch mal gefühlt einen halben Meter aus einer Welle nach unten raus fällt – musste ich noch erwähnen.

Schwimmausstieg- Splitzeit 1:03:09, Platz 49 Overall

Schwimmausstieg- Splitzeit 1:03:09, Platz 49 Overall

Rampe zur Straße hoch...

Rampe zur Straße hoch… Nein, is gar nicht so steil, sieht nur so aus 😉

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Landgang nach der 1.Schwimmrunde – Erholung weit gefehlt dank des weichen Sandes

Einmalig unter den Ironman-Events ist der gut ein Kilometer lange Weg vom Strand in die erste Wechselzone. Hierzu hatte jeder vor dem Start an der langen und richtig bös steilen Rampe vom Strand zur Straße hoch ein paar Extraschuhe platziert. Also genannte Schuhe finden, raus aus dem Neo, rein in die Schuhe und durch die halbe Stadt und von Zuschauern gesäumte Straßen zur Wechselzone joggen. Dort angekommen Wechselbeutel finden, Radschuhe, Helm, Trikot, Weste und wichtig die Neopren-Überschuhe (für Weicheier wie mich) anziehen und los ging der Ritt mit dem Rad.

Rad - Ortsausgang Sounderfoot

Rad – Ortsausgang Sounderfoot

Die Strategie für dieses Böse Profil war klar – nicht überpace´n – was bei den ganzen unzähligen Anstiegen eine extreme Herausforderung war. Der erste Loop war der einfachere Teil der Strecke bzgl. Höhenmeter, dafür schön windanfällig. Nach 60 km mit einer Pace von knapp 35 km/h tat mir dermaßen der Nacken weh aufgrund der dauerhaft geduckten Haltung dass die ersten richtig fiesen Anstiege, bei der ich mich aufrichten konnte, nahezu willkommen waren. Über schlechte, kurvige und uneinsehbare Straßen auf nassem Asphalt vom leichten Regen ging es jetzt nur noch steil bergauf und bergab. Gefühlt kommt man Null voran, dennoch dosiert Druck machen und nur nicht abfliegen. Am Ende des 2.Loops dann der Mörderanstieg am Ortsausgang Soundersfood – Tour de France Feeling dank der Zuschauermassen. Bei der ersten Ortsdurchfahrt durch Tenby hatte ich dann knapp 110km auf der Uhr und diesen Killerloop noch einmal vor mir – das Wetter wurde besser, die Anstiege waren bekannt, die Verpflegung hängt einem tierisch zum Hals raus (kein Bock mehr auf Riegel, Gels und Iso… aber ohne geht’s nicht) und irgendwann nach weiteren 2 Stunden auf und ab gequäle fand ich mich auf den letzten Kilometern der Radstrecke wieder. Nachdem diese richtig fiesen Rampen zwischen Sounderfoot und Tenby auch noch geschafft waren freute ich mich als es nochmal ordentlich bergab ging nach Tenby runter…. bis ich die noch relativ wenigen Läufer realisierte, die mir bergauf entgegen kamen und daraus richtig schlussfolgerte, dass dieser lange Anstieg Teil der vier mal zu laufenden Marathonrunde war. Ohhh welch Freude 😉

Laufen laufen laufen...

Laufen laufen laufen…

Naja vom Ironman Frankfurt 2013 wusste ich, dass selbst ein schnell gefahrener Radkurs keine zu große Auswirkungen auf meine Laufperformance hat. Also sprang ich hochmotiviert kurz vor der Wechselzone vom Rad ab und wollte zu meinem Radplatz rennen. Tja leider hatte ich die Rechnung ohne meine Beine gemacht, die offenbar diesmal doch von dem abartigen und extremen walisischem Radprofil schwer geschunden waren. Mit Rennen war erstmal nix, d.h. ich ging mit dem Rad an den Wechselplatz, ging weiter den recht langen Weg zum Zelt, Wechselbeutel aufnehmen und umziehen. Und los gings… Einfach mal langsam anfangen zu rennen. Auf der 1. Runde wollte ich erstmal die Strecke kennen lernen. Den Anstieg aus Tenby raus hatte ich bereits gesehen, ca. 3,5 km lang bergauf inkl. einem schönen steilem Abschnitt den später sicher die Hälfte aller Teilnehmer ab der 2.Runde hoch gegangen sind. Zurück vom Wendepunkt ein Stück bergab nach Tenby, nochmal kurz ein kleines Sträßchen links rein – natürlich wieder bergauf, an dessen Ende es die Rundenbänder gab. Dann voll nach Tenby zurück, nochmal links rein und hoch mit Wendepunkt und dann ein hoch und runter in Tenby selbst. Schön, jetzt kannte ich diese liebliche Runde welche nur noch 3x zu laufen war. Zu Beginn der 2.Runde war ich dann plötzlich total leer nachdem ca. 3,5km lang keine Verpflegungsstation gekommen war – auch die Verpflegung analog der in Frankfurt reichte bei diesem Profil offenbar nicht aus. Also Zähne zusammen beißen und an der lang ersehnten Aid-Station vernünftig auftanken mit Gel, Banane, Wasser, Iso, Cola – alles was ich beim kurzzeitigen Gehen entlang der Station in die Finger gekriegt hab J Zum Glück konnte ich so den kleinen Hungerast überwinden und wusste nun wieviel Verpflegung auf diesem Kurs notwendig war um gut durch zu kommen (deutlich mehr als in Frankfurt war unbedingt erforderlich). Von da an hieß es möglichst gleichmäßig zu laufen und einfach weiter machen…. Ich kam mir ziemlich langsam vor und selbst bergab konnte ich die verlorenen Sekunden der Steigungen nicht richtig rein holen. Auf der 3. und 4.Runde konnte ich Sophie unter den Zuschauern entdecken was meiner Motivation richtig gut getan hat und die Vorfreude auf das Finish hoch hielt. Als erstklassiger Supporter vor, während und nach dem Rennen hat sie einen Teil zu meinem Erfolg beigetragen und war während des Wettkampfs zudem als rasende Reporterin unterwegs – über Whatsapp hat sie meine Familie und Freunde auf dem Laufenden gehalten. Großartig und 1000 Dank dafür !! Entlang der gesamten Runde wurde man von unglaublich vielen Zuschauern angefeuert, besonders in Tenby standen immernoch (seit morgens um 7) hunderte von Zuschauern. Als ich dann tatsächlich irgendwann am Ende der 4.Runde angekommen war wollte ich genau diese Atmosphäre genießen (dafür hatte ich mir vor 2 Jahren in Frankfurt leider zu wenig Zeit genommen). Nachdem ich den ganzen Tag versucht hatte mich am Limit zu bewegen kam es mir nun nicht mehr auf 30 Sekunden an und die letzten 2km durch die Stadt wurden so richtig schön. Schon vor dem roten Teppich im Zielkanal konnte und wollte ich keine Freudenschreie mehr zurück halten – hier sagen die Bilder mehr als 1000 Worte – ich war überglücklich das alles geklappt hat und ich zum 2.mal ohne Sturz, technische Defekte und andere schlimmen Verletzungen oder Schmerzen finishen konnte!

juuuhuuuuuu....

juuuhuuuuuu….

juuuhuuuuuu.... :-)

juuuhuuuuuu…. 🙂

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Finish Ironman Wales 2015, Platz 143 Gesamt, Zeit 11:24:50 🙂

Das Ergebnis kann sich wohl auch sehen lassen 🙂 Gesamtplatz 143 von ca. 2000 gemeldeten Startern, Platz 22 in der Altersklasse. Finishzeit von 11:24:50

…und weils so schön war kam ich nicht drum rum, den nächsten für 2016 gleich zu buchen – Mallorca ich komme 😀 (Video Vorfreude Malle)

sportliche Grüße, Keep Training und – Training fängt erst an wenn´s weh tut !!

(Triathlon gibt´s übrigens auch mit nicht ganz so langen Distanzen: probier´s aus – ich finde der beste Sport der Welt :-))

IronJo B-)

Urkunde

Noch ein paar weitere Bilder…

Test - Schwimmsession erledigt

Test – Schwimmsession erledigt

Pilgerlauf vor Sonnenaufgang von der Wechselzone zum Strand

Pilgerlauf vor Sonnenaufgang von der Wechselzone zum Strand

Ready to Race - 20 min vor dem Start, Neo anziehen und dann runter zum Strand

Ready to Race – 20 min vor dem Start, Neo anziehen und dann runter zum Strand

Neo angepellt... los zum Strand -

Neo angepellt… los zum Strand – „Ciao – wir sehen uns dann in 10 bis 12 Stunden“ 🙂

swim start

swim start

Schwimmen - raus auf´s Meer Richtung erster Wendeboje...

Schwimmen – raus auf´s Meer Richtung erster Wendeboje… gaaanz dahinten in orange neben dem Boot

Ruhe vor dem Sturm - North Beach einen Tag vor dem Start

Ruhe vor dem Sturm – North Beach einen Tag vor dem Start

Unsere Hausmutter und -Vater. Danke für das geniale Frühstück am Renntag und die Unterstützung rund ums Rennen !!

Unsere Hausmutter und -Vater. Danke für das geniale Frühstück am Renntag und die Unterstützung rund ums Rennen !!

Konzentriert laufen... und laufen... und laufen

konzentriert laufen… und laufen… und laufen

Tenby Colours

Tenby Colours

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…es gibt natürlich auch paar coole Videos auf Youtube

und ich nicht der einzige der von Wales schwärmt 🙂

–> Wales – das brutalere Roth

–> Markus Tommschke

–> Marco Sengstock

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